22.11.2024
Performance-Konzepte des Gehens reduzieren auf die Handlung des Gehens. Die Annäherung an ein reines und konkretes Gehen rückt in den Mittelpunkt, als Laborübung oder als Inszenierung. Gehen genügt - an den Schnittstellen von Räumen, Personen und Künsten. (Gehen im Schnittpunkt der Künste, 1997)
In einer ersten grösseren Performance des Gehens nahmen 23 Professionelle und Nicht-Professionelle die Herausforderung an, in einem genau definierten Handlungsraum, der Region Biel-Seeland, 12 Stunden Präsenz zu inszenieren, die Präsenz zu minimalisieren und einem reinen Gehen anzunähern. (12 Stunden Gehen, 1997)
In der 12 Monate Performance 1998/1999 (Thomas Zollinger) wurde das Gehen als eine von 12 Kernstrukturen ritualisiert - als monatliche Labor-Inszenierung ohne besonderen Öffentlichkeitsbezug (12 x 3 Stunden Gehen).
Im 24 Stunden Ritual Theater "Der Stadtgänger" anlässlich der 7. Internationalen Performance Konferenz in Glarus (1999) ist das langsame Gehen in ein Hinundhergehen im durchschnittlichen Tempo des Wanderns übergegangen, dies im Unterschied zum ersten 24 Stunden Ritual Theater (Bern 1995, ca 2km/h).
Das Ausstellungskonzept "weiter gehen" (Juni/Juli 2000 in Biel) initierte einen Strauss von offen angelegten und der Inter-Aktion zugänglichen Projekten, so eine erste Serie von 24 x 45 Minuten Gehen (07.06.-22.11.2000, jeweils mittwochs). Eine zweite Serie wurde 2001 durchgeführt (19.04.-27.09.2001, jeweils donnerstags). Zum Ausstellungskonzept gehörte die Performance von 40 Minuten Gehen, eines der Lehrstücke des Ritual Theater (02.07.2000).
Die expedition.02 (16.07.-20.08.2002, Strasbourg-Sion) folgte einer ausgetüftelten Struktur mit 24 Akzenten des "wandern, gehen, stehen, tanzen", mit dem "ultimativen noniwänt am rand der exponullzwei", einem unauffälligen Stehenbleiben für eine "kurze Weile oder eine lange Weile".
Die expedition.02 war das letzte grössere Projekt im Rahmen der durch das Ritual Theater ausgelösten Kunstforschung von Thomas Zollinger. Sie bedeutete, nach dem Ritual Theater (1993-1998), dessen Zuspitzung mit dem 12 Stunden Gehen (1997), der Umsetzung eines Existenzkonzeptes in der 12 Monate Performance (1998/99) mit den existenziellen Fragen an die Schweiz als Staat in CH liebt Kunst (1998-2001), einen augenzwinkernden Abschluss des Projektreigens, mit einer Interaktion bezüglich der Schweiz als Nation (expo.02).
Die durch die Konzeptausstellung "weiter gehen" ausgelösten Gehenprojekte wurden hingegen weitergeführt und auch weiterentwickelt beziehungsweise variert.
Eine dritte Serie der 24 x 45 Minuten Gehen kam Anfang 2004 zum Abschluss (19.07.2003-09.01.2004, jeweils freitags). Dokumentationsmittel des alleinigen Gehens in der Gewölbe Galerie in Biel waren Löschpapierbögen. Sie nahmen den Staub und die Feuchtigkeit der nackten Füsse des in der Galerie den Wänden entlang Wandernden auf.
Eine vierte Serie startete mit der Performance "Magie des Gehens" am 17.09.2005. Sie wurde im Kontext der Ausstellung "weiter gegangen" mit der Präsentation der Gehenprojekte der vergangenen Jahre (2000-2005) in der Gewölbe Galerie im Rahmen der Bieler Fototage ("on the road again") angekündigt.
In der vierten Serie der 24 x 45 Minuten Gehen (17.09.2005-25.02.2006, samstags) bestimmten auch Projektgäste die weiteren Orte für ein langsames Gehen (max. 1 Meter in der Minute). Es sind insgesamt 7 Serien zu 24 x 45 Minuten Gehen geplant, jede ist einem Wochentag zugeordnet ("Hommage an die Wochentage").
Das Gehen ist in künstlerischer Hinsicht nicht zu umgehen.