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Naked Slow Walk

Zagreb Trg Petra Preradicova (Flower Square)

13/09/2014, 12.00h-12.40h

Der "Naked Slow Walk" war ins Zagreb, I love you Festival eingeladen, mit Thomas Zollinger, Elias Kirsche, Glynis Ackermann.

Langsames nacktes Gehen der 3 Performer in der Varsavska Street. Nach etwa 12 Minuten legen sich Elias Kirsche and Glynis Ackermann auf dem Flower Square auf den Boden. Drei Minuten später erscheinen zwei Polizisten auf dem Platz. Während sie mit den am Boden liegenden Performer reden, nähert sich Thomas Zollinger und streift deren Körper, das Zeichen zum Aufstehen. Die Polizisten weichen beiseite, bevor sie die weitergehenden Performer definitiv aufhalten. Nach 20 Minuten gibt sich Emil Mateši? als künstlerischer Leiter des Festivals zu erkennen, weist sich aus und zeigt die Bewilligung für den Anlass, die aber nicht überzeugt. Die Nackten ziehen sich an und werden auf den Polizeiposten gefahren, wo sie zwei Stunden warten müssen. Die Busse von etwa 300 Euro wird aufgrund eines Art. 14 (Störung der öffentlichen Ordnung) wie vorher abgemacht von den Organisatoren des Festivals bezahlt.

Emil Mateši? hatte die Bewilligung für eine Kunst-Performance, aber nicht für einen Nacktauftritt. Er wollte ausloten, was 33 Jahre nach Tomislav Gotovacs "Zagreb I love you" möglich ist, mit gutem Grund, denn die Stadt Zagreb wirbt mit einem Plakat des nackten Gotovac und ehrt ihn mit einer Erinnerungsplatte im Asphalt, dank der Initiative von Emil Mateši?.

"In 1981 famous Croatian performance artist Tomislav Gotovac made a performance called Zagreb, I Love You in which he walked naked from the main square in the centre of Zagreb (Trg bana Jela?i?a) all the way through Zagreb's busiest shopping street Ilica. To honor this great recently deceased artist we are organising the Zagreb, I Love you Festival as an act of rememberance. We are inviting artists who examine the body and it's relationship to public space through their art (with and emphasis on performance) to participate in the festival. The festival theme is the challenge and confrontation of the naked body and urban landscape in the historical core of the city, expressing in this way the duality between nature and culture." Emil Mateši?

Die Medienresonanz war riesig, in Kroatien, den umliegenden Ländern, aber auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich. 

 

Naked Slow Walk Zagreb from Naked Projects on Vimeo.

 

Es ergibt sich die Konstellation, dass im Rahmen der Ausstellung "The City performed" im Centre Pasquart Biel Tomislav Gotovac als ein Beispiel für Performance im städtischen Raum gezeigt wird. Dies bietet die Gelegenheit für einen Vergleich von nacktperformativer Handlung damals und heute, auch in der Schweiz. Der "Naked Slow Walk" wird möglicherweise während der Ausstellungsdauer vom 30. August bis 2. November an einem nicht bestimmten Tag in Biel nochmals unternommen, in der Fussgängerzone der Innenstadt und ohne behördliche Bewilligung.

Es wird geprüft, ob der nackte Körper im Dienst eines Kunstprojekts dort, wo kein motorisierter Verkehr vorhanden ist, gebüsst wird oder nicht. Interessant wird der Vergleich des behördlichen Verhaltens zwischen der Schweizer Stadt Biel und der kroatischen Stadt Zagreb sein. In der Schweizer Stadt Biel, vor 5 Jahren noch mit liberaler Praxis ("Naked Ufo") wurde der "Spaziergang mit Nacktakzenten" in der Innenstadt vor 4 Monaten mit 1000 CHF gebüsst. Es wurde nicht klar, ob die Busse nun für das Nichteinhalten der fragwürdigen behördlichen Einschränkungen gesprochen wurde, oder für jenen Teil, der nicht in der Fussgängerzone stattfand und den motorisierten Verkehr eventuell hätte beeinträchtigen können, oder ob es doch eben um ein Verbot des Nacktseins ging, mit dem Argument, es störe die öffentliche Ordnung, wenn sich einzelne Personen durch Nackte belästigt fühlen.

Die Busse wurde bezahlt. Der Fall eignete sich aufgrund der Komplexität nicht für einen Weiterzug. Das wird mit einem "Naked Slow Walk" ausschliesslich in der Fussgängerzone anders sein. Es geht nicht um das Nacktsein an sich, sondern um den nackten Körper als künstlerisches Medium im öffentlichen Raum.