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Glarner Nachrichten 10.03.1999

Kommentar zur 7.Internationalen Performance Konferenz 5. - 7. März 1999 in Glarus

Der Schluss war wortlos - Tat sei Dank!

Eugen von Arb

Es gibt nichts zu sagen, man muss nur sein, man muss nur leben." Die Maxime des italiensichen Künstlers Piero Manzoni, die sich auf das Schaffen von Aktions-Künstlerinnen und - Künstlern anwenden liesse, wurde auch am letzten Tag des Performance-Kongresses vielseitig umgesetzt. Nicht zuletzt das "24 Stunden-Ritual Theater" von Thomas Zollinger, der einen leerstehenden Geschäftsraum (Rathausgasse 11 in Glarus) durch blosses Hinundhergehen mit dem Kunsthaus "verband", demonstrierte auf radikale Weise den existenziellen Grundcharakter der Performance-Kunst. Wie an jedem der drei Tage fehlte es aber auch nicht an heiteren Momenten - ein rundum gelungener Anlass also.

Allerdings hatten die Performer auch ihre trockenen "Widersacher", Menschen von Kunstverstand und Papier, Philosophen, Kunsthistoriker und Medienleute, als Zaungäste eingeladen. Diese Theoretiker stillten ihren Hunger nach Emotionen, Bewegung und Spontaneität nach Kräften, vergassen in ihrer Trunkenheit, dass sie hier Nebensache waren, und begannen zu reden. Sie breiteten sich aus mit ihren Thesen zur Geschichte und Entwicklung der Performance, prosteten sich rhetorisch zu und fragten in das leidenschaftliche "Jetzt" hinein die langweiligen Fragen nach "Vorher" und "Nachher".

Sie schufen zudem eine ganze Reihe neuer theoretischer Probelme und liessen ihren vielen Worten noch mehr Worte folgen. Ihre Gedankengebäude beeindruckten so stark, dass man ihnen fast das Schlusswort überlassen hätte. Das heisst, man hätte an das Ende eines Festivals, das der Tat geweiht war, eine graue Wolke von Theorien, Argumenten, Meinungen, Zitaten und Anhaltspunkten gesetzt.

Schon hatten sich fünf Expertinnen und Experten brav zur Podiumsdiskussion um das Mikrofon gesetzt und begonnen über die Renaissance, die Zukunft und das Ende der Performance zu reden, als der Wortfluss ein erstes Mal durch die Tat gestoppt wurde. Statt eine Antwort in Sätzen zu geben, führte eine der Befragten eine Kurzperformance durch, indem sie stumm ihren leerne Plastikbecher auf einem Mikadostäbchen kreisen liess. Man stutzte, doch liessen sich die Redner dadurch nicht beirren und fuhren fort zu reden und zu reden. Schliesslich kritisierte ein amerikanischer Besucher den steifen Charakter dieser "Talkshow", und ein anderer aus dem Publikum drohte damit, er würde die Redner vermöbeln, um diesen "hassenswerten" und langweiligen Zustand aufzuheben. Das wirkte, und man ging zum Abschlussfest über. So war der Schluss wortlos - Tat sei Dank!

 

(24 Stunden Ritual Theater "Der Stadtgänger")